Montag, 19. Oktober 2009

Frauenkirche Dresden

Die Russen:
Schon kurz nach dem Mauerfall ließ ich mich von Freunden zu einem Besuch von deren Verwandtschaft überreden. Die Nähe zu Dresden war Grund genug uns u.a. auch die Publikumsmagnete von Elb-Florenz anzusehen. Dazu gehörte unbedingt die Ruine der Frauenkirche, die damals noch als Mahnmal nicht mit einem Wiederaufbau rechnen konnte.

Direkt davor stand ein offener russischer Geländewagen mit 4 Soldaten. Mein Freund verschwand kurz in der Menge und kehrte mit einem Sixpack Bier wieder zurück. Da er absoluter Antialkoholiker ist, waren wir alle sehr gespannt, was mit dem Hopfengebräu passieren sollte. Er machte sich auf den Weg zu den vier Besatzern und überreichte freundlich lächelnd mit einem gekonnten “nastrovje“ das Bier. Er zerstörte - zumindest bei der Geländewagenbesatzung - damit grundlegend und sicher nachhaltig das Feindbild der jungen Burschen. Das war meine erste persönliche Erinnerung an die Frauenkirche.
Solche Erinnerungen aber brennen sich in das Gedächtnis ein. Wann immer im TV ein Beitrag zur Frauenkirche zu sehen war, sah ich auch die verdutzten, sprachlosen, fragenden, ungläubigen aber auch dankbaren Blicke der 4 Bewacher vor dem geistigen Auge.

Der Besuch:
Meine letzte Reise nach Dresden war so geplant, dass mir genügend Zeit bleiben sollte, die Frauenkirche nach dem glanzvollen Wiederaufbau zu besuchen. Kameraausrüstung, Wechselobjektive, Stativ und was man vielleicht sonst so gebrauchen könnte. Alles schleppte ich durch die sehenswerte Stadt.

Als ich mich dem Ziel näherte, erinnerte rein gar nichts mehr an die russischen Bewacher und an die Ruine. Auch die Umgebung der Frauenkirche hat sich gewaltig herausgeputzt.
(Durch Anklicken können alle Fotos vergrößert werden - zurück mit Rückpfeil)
Und schon wieder (oder immer noch??) wird gebaut, was der gut gepolsterte Stadtsäckel hergibt. Und der gibt viel her. Dresden gehört zu den wohlhabendsten Städten Deutschlands.



(Durch Anklicken können alle Fotos vergrößert werden - zurück mit Rückpfeil)




Schon 59 Qyper haben Ihre Eindrücke vor mir wiedergegeben. Es fällt schwer sich nicht doch in Wiederholungen zu ergehen. So bleibt vielleicht ein Wort zu den freiwilligen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die für Auskünfte, Führungen, Kurzandachten, Seelsorge, Ordneraufgaben und und und zur Verfügung sind.
Noch vor dem Betreten der Kirche stand auf einem großen Hinweisschild der unübersehbare Hinweis, dass Foto und Filmaufnahmen nicht gestattet seien. Der gute Mann daneben ließ auch keine Ausnahme zu, wie ich einer Diskussion entnehmen konnte. Ich übersah den Hinweis und überhörte die Debatte geflissentlich.

Die Kirche zog mich sofort in Ihren Bann. Die prunkvolle Ausstattung


verschlägt mir fast den Atem. Viel schon hatte ich im Fernsehen mir von der Frauenkirche angesehen. Das kann aber nicht den Eindruck vermitteln, den man erfährt, steht man selbst in diesem Gotteshaus.

(Durch Anklicken können alle Fotos vergrößert werden - zurück mit Rückpfeil)

Kurz nachdem ich meine Fassung wiedererlangt hatte, bat einer der „Ehrenamtlichen“ um Gehör. Eine Kurzandacht war angesagt. Es folgte abschließend noch einmal die Bitte, dass die Handys doch ausgeschaltet werden und auf das Fotografieren zu verzichten ist. Die Worte waren noch nicht verklungen, als das nächste Handy mit einem rockigen Klingelton auf sich aufmerksam machte und die Blitzerei von etlichen Fotos wieder losging. Eigentlich hatte sie niemals richtig aufgehört.
Ich sprach den gut gekleideten Herren an. Nein, eine Ausnahme für mich, weil ich der „Uffnik von Qype“ bin, die gab es nicht. Aber: er gab mir die Adresse wo ich –sogar schriftlich- eine offizielle Genehmigung erhalten könnte. Und für heute würde er ja wohl auch ´mal für ein paar Minuten in eine andere Richtung schauen können. Ich möchte aber davon absehen Stativ oder Ähnliches zu gebrauchen. Also aus der Hand.








Ich bedanke mich auch auf diesem Wege für das Wohlwollen und bin sicher, keinen ernsthaft Andächtigen gestört zu haben.





Beim nächsten Mal gibt es wohl vorher etwas Rennerei um die Genehmigung zu erhalten. ( Und hier kann man sich durchfragen… )


Der Turm vom alten Goethe

„Dem Gedé sein Turm.“!
So zumindest sprach der alte Sachsenhäuser in seiner Erklärung für seine (Ur-?) Enkel.

Staunend standen die beiden Jungs offenbar das erste Mal vor dem hölzernen Bauwerk, das sich mit mehr als 43 Meter in die Höhe reckt

und seine Besucher erst einmal mit knapp 200 Stufen Aufstieg herausfordert.

Schon als Kind kam ich gerne hierher. Es interessierte damals weniger die tolle Aussicht, die man von der oberen Plattform aus genießen kann, als vielmehr der große Spielplatz mit einer sehr langen Rutsche. Damals noch in hölzerner Ausführung. Das sorgte für den ein- oder anderen Splitter nicht nur im Stoff, der ohnehin bald stark lädierten Hose.
Heute ist diese Rutschbahn erheblich entschärft, verkürzt und aus Metall. Tschüss Romantik.
Wie schon ich, so auch meine Kinder und nun schon die Enkel tummeln sich sehr gerne auf dem Waldspielpark mit Tradition.

Von seiner Anziehungskraft hat der Turm ebenso wenig verloren, wie –im Sommer - die Wasserspiele und Planschmöglichkeiten, Spiel und Turngeräte.
Jetzt wo der Sommer vorbei ist und die „Städtischen“ den Kampf gegen das Laub aufgenommen haben, hat der Besucher schon beim Besteigen eine tolle Aussicht in die sich bunt färbenden Baumwipfel.


Und nur wenige Höhenmeter weiter kann der Blick dann schon über den Stadtwald schweifen, der die ganze herbstliche Farbpalette aufbietet, um zu beeindrucken.

Und ganz oben, wo der Wind schon empfindlich pfeift, genießt der Betrachter die Skyline der Bankenmetropole Frankfurt.


Vielleicht macht es ja auch einmal nachdenklich, wenn man die Silhouette der Stadt aus 90 % Banken sieht. Eine gewisse Kopflastigkeit wird niemand in Abrede stellen.
Aber wir sind auf dem Turm und sinnieren nicht über Not leidende Bonusempfänger.
Der Blick reicht also von der Skyline, die vom höchsten Gebäude Europas ( Commerzbank ) dominiert wird bis zum großen Feldberg (Taunus). Gutes Wetter vorausgesetzt. Selbst die Metropole der schlechtesten Autofahrer Deutschlands ( Offenbach – City – statistisch erwiesen! ) ist von hier aus gesehen nur ein kleiner Schwenk nach rechts entfernt.
Aber auch nach Süden lohnt sich der Blick. Darmstadt und der Odenwald sind im Gegenlicht der tief stehenden Herbstsonne noch zu erkennen.
Vielleicht darf ich es ja noch erleben und sogar meinen künftigen Urenkeln „dem Gedé sein Turm“ zeigen.