Sonntag, 15. Februar 2009

Ernst-August-Memorial-Wand

Die Hannoveraner haben doch Stil und Sinn für Humor. Es hat Jahre, nein Jahrzehnte gedauert, mich davon zu überzeugen. Aber ich habe den Beweis selbst in Augenschein nehmen können.
Da hat man doch tatsächlich dem Ernst-August eine eigene Pinkelwand gewidmet.

Bei meinem Blitzbesuch in Hannover ging ich aufmerksam aber beschleunigt durch den Bahnhof, um meinen gebuchten Zug noch zu erreichen. Auf dem Bahnsteig kam dann die Lautsprecherdurchsage, daß mein Zug zum Einen 5 Minuten Verspätung hätte und zu Anderen der Bahnsteig sich geändert hat. Von Steig 4 wurden die Reisenden auf die 3 geschickt.
Das war nun nicht wirklich schwer zu finden. Umdrehen genügte.
Und da war Sie. Groß, hoch, neu, sauber, hell, freundlich strahlte mir die Ernst-August-Galerie entgegen.
Mir fiel zunächst auf, daß der Zugang für den wirklich Eiligen vielleicht etwas versteckt liegen mag. Schließlich steht die Wand direkt an der Gleisanlage der deutschen Bahn.
Schon der Name weckt Erinnerungen an Museen wie z.B. Louvre, Modern-Art oder etliche Kunsthändler, die auch Galerien unterhalten, vielleicht aber auch naturwissenschaftliche Bereiche wie z.B. das Senckenberg-Museum in Frankfurt. Irgendwie kommt mir noch das Messeglände in den Sinn. ? ?

Die Ausstellungsfläche ist denn auch nur von den Bahnsteigen 1+2 oder 3+4 am besten zu sehen. In Benutzung war die Galerie aber offenbar nicht. Sollte ich vielleicht die falsche Seite entdeckt haben? So zückte ich meine elektronische Gedächtnisstütze um die Errungenschaft abzulichten. Mit einer mittleren “Auflösung” konnte ich feststellen, daß ich mit meiner Beobachtung bzw. deren Deutung doch falsch gelegen haben musste. Wer baut schon eine Mauer mit Fenstern darin? ( siehe Foto ) Die Fenster haben die sicher für die Presse oder für Voyeure und Gaffer. Der Schluß lag nahe, daß es sich um ein 3-dimensionales Bauwerk handeln mußte.
Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich stand einfach auf der Rückseite! Sicher gab es gegenüber einen bequemen Zugang für die Beobachter-Lounges. Vielleicht waren sogar Schamwände angebracht?
Ich werde das mal googeln, nahm ich mir fest vor. Mein Zug kam und ich musste einsteigen.
Nach gut drei Stunden wurde ich von meiner besseren Hälfte in Frankfurt HBF abgeholt. Auf der Heimfahrt stellte sie fest, dass ich so nachdenklich und ruhig sei. Das stimmte. So eine dreidimensionale Bedürfnisanstalt kann mich unheimlich beschäftigen.
Zuhause angekommen war ich sofort am Computer und googelte so vor mich hin. Als Suchbegriffe gab ich „Ernst , August, Prinz, Hannover, pinkel“ ein.
Ich erhielt zusätzliche Suchbegriffe wie: „ Prügel, Schirm, Messe, Pavillon.“
Da muss man ganz schön die Schmuddelpresse verfolgen, wenn es um hochgestellte Persönlichkeiten und Promis geht. Aber geholfen hat es mir doch nicht. Ich wollte die Baupläne! Keine Chance !
Meeensch, klar doch….. Qype hilft dir immer…… Hätte ich doch auch gleich dran denken können.
Meine Suche verlief zunächst wieder ergebnislos. Niete. Nix drin von Ernst August. Und unter Galerie fand ich zwar den Kaufhof, aber nicht einmal auch nur eine Wand.
Hmmm. „Ernst-August-Galerie“ die Strichelchen der Verbindung waren des Rätsels Lösung. Und siehe da, das Ganze entpuppte sich als Einkaufszentrum, in dem man – einigen Beiträgen zu folge – sogar essen kann.
Also das finde ich natürlich wieder absolute Weltklasse. A la bonheur. Alles was recht ist.
Wo sonst gibt es eine dreidimensionale Pinkelwand mit Logen für die Presse und Spanner, wo man gleich noch seine Einkäufe mit erledigen kann und Mama noch lecker zum Essen ausführt. Sogar mit Gleisanschluß!
Ich bin zutiefst beeindruckt und werde bei meinem nächsten Besuch in Hannover die andere Seite auch noch besichtigen. Das interessiert mich nun aber doch.
Nachtrag:
Meine ganze Aufregung war umsonst. Die Ernst-August gewidmete Passage meint nicht den aktuellen Schirmherrn sondern ehrt eher seinen namensgleichen Vorfahren. Die scheinen alle eine schwache Blase zu haben. Degeneriertes Adelsgeschlecht.