Donnerstag, 19. November 2009

Ein Wagen von der Linie 8

Herbstlicher Stadtbummel in München

Eine Dienstreise nach München wurde zu einem kurzen Wochenend-Trip umfunktioniert. Die Wettervorhersage für das letzte Oktober-Wochenende war alles andere als verheißungsvoll. Der Freitag: Regen und alles grau in grau. Egal. Für uns stand am Samstag das deutsche Museum auf dem Plan. Da spielt das Wetter nur eine untergeordnete Rolle. Richtung Süden wollte es sich auch nicht verbessern. Erst als wir die Donau hinter uns gelassen hatten, lockerte das dunkle Grau mehr und mehr auf. In München angekommen, war vom traurigen Reisewetter nicht mehr viel übrig. Strahlend blauer Himmel. Ein paar einzelne weiße Cumuli darin. Bayerisch eben.
Jetzt aber schnell. Auto abstellen, und nix wie ab in die Stadt. Wie? Natürlich mit der Tram. Nicht zum Max-Weber-Platz sondern erst einmal nur zum Stachus. Und da steht auch schon eine Tram an der Endstation und wartet auf den nächsten Einsatz. Gemächlichen Schrittes nahm die Piloteuse mit der Zigarette im Mundwinkel noch ein paar tiefe Züge. Dann schwang sie sich auf den Fahrersitz. Nun aber hurtig. Keine Zeit mehr großartig die Fahrpläne zu studieren. „Tschuldigung, fahren Sie zum Stachus?“ „Stachus? Ja, aber gemma, gemma.“ kam es dumpf grollend –fast bedrohlich- zurück. Und schon rattert die Tram los. Ich hatte etliche Stationen Zeit zu überlegen, an wen oder was mich die freundliche Einladung der Fahrerin erinnerte. Vorsicht – der Wagen ist besetzt!

Bald schon war der Stachus erreicht. Auch die letzten größeren Wolkenfetzen wollten sich zunehmends auflösen und es bläute vom Himmel herab.

(durch klicken lassen sich die Fotos vergrößern! Zurück mit Rückpfeil)

Doch bevor wir uns dem eigentlichen Ziel zuwandten, forderte eine wunderschöne Fassade unsere Aufmerksamkeit heraus.

Das („königlich-bayerische“) Landgericht.

Die schon tief stehende Sonne des letzten Oktober-Freitags-Nachmittags gab der malerischen Front noch einen besonderen Zauber.


Licht und Schatten forcierten den Eindruck.

Jetzt aber nur nicht den Zeitplan zu sehr strapazieren, bevor wir überhaupt losgegangen sind.
Ein wunderschöner Herbstnachmittag an diesem Freitag. Also los! So, oder so ähnlich dachten sich das offenbar eine ganze Menge Leute.

Der Stachus war besucht wie man es anderswo nur von Sommertagen kennt. Gute Laune sah man allenthalben in den Gesichtern. Locker. Sehr locker.

Selbst die Lockvögel auf dem Balkon eines Cafes am Stachus machten einen zufriedenen Eindruck.

Durch das Karls-Tor und die Stimmung nahm auch von uns Besitz.

Bummeln –völlig ohne Kaufabsicht- eine seltene Erfahrung. Wir hatten die Mädels zu Hause gelassen. :-) Reine Herrenpartie also.
Und so konnten wir so schnell an „Klamotten und Schuhen“ vorbeirennen, wie es beliebte und so lange stehen bleiben -um den Elektronikmarkt auszuspähen – wie es halt nun einmal dauerte.
Den ersten richtigen Stopp legten wir in der Bürgersaalkirche der Marianischen Männerkongregation ein.

Wir waren halt schon gespannt, was uns in einer „Männerkongregation“ erwartete.


Die Kongregationskirche wurde 1709/10 anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens nach Plänen von G.A. Viscardi errichtet. Dem zweigeschossigen Aufbau der Fassade folgt im Inneren die Gliederung in Ober- und Unterkirche. Die Unterkirche ist die Grabeskirche des Seligen Pater Rupert Mayer, mit der Gedenktafel zum Gebet von Papst Johannes Paul II anlässlich der Seligsprechung. In der Unterkirche befinden sich die großen Kreuzweggruppen.

Die Oberkirche ist ein barocker Kongregationssaal mit einem modernen Deckenbild. Die Schutzengelgruppe von I. Günther kommt in der Oberkirche zur Aufstellung. Leider konnten wir die Oberkirche nicht betreten.

Bürgersaalkirche München/Fußgängerzone - München

Adresse:
Neuhauser Straße 14
80333 München
Telefon:
089-219972-0
Fax:
089-219972-24
E-Mail:
mmk@mmkbuergersaal.de

Homepage:
http://www.mmkbuergersaal.de

Kartenposition:
Bürgersaalkirche, Pfarramt

Wieder in der Neuhauser Straße fesselte und erneut eine interessante Fassade: Der, die, das Augustiner!

„Das merken wir uns schon ´mal für den Rückweg“. Eilige Passanten mit ihren riesigen Einkaufstüten und Taschen eilten vorbei

und würdigten den altehrwürdigen Bau keines Blickes. Und auch wir zogen weiter.

Schon tauchte einer der Türme der Frauenkirche vor uns auf. Ein weiteres Etappenziel war erreicht.

Frauenkirche (Dom zu Unserer Lieben Frau) Die beiden Zwiebeltürme der gotischen Dom- und Stadtpfarrkirche „Zu unserer Lieben Frau“ sind das unverwechselbare Wahrzeichen der Stadt.


Sie befindet sich unweit vom zentral gelegenen Marienplatz. Ihr Bau begann 1468 unter Herzog Sigismund, der Jörg von Halsbach mit dem Kirchenbau beauftragte. Im zweiten Weltkrieg wurde die Frauenkirche bei Luftangriffen sehr schwer beschädigt und danach in mehreren Bauphasen wieder aufgebaut und renoviert.


Der Südturm des Doms kann bestiegen werden und bietet einen einzigartig weiten Blick über die Dächer Münchens bis auf die Alpen. Im Eingangsbereich des imposanten spätgotischen Innenraums trifft man u.a. auf den sagenumwobenen Teufelstritt im Boden der Kirche.

(Kenotaph Ludwigs des Bayern)

Sehenswert ist zudem die Fürstengruft im Innenraum unter dem Chor. In der ältesten Münchner Ruhestätte der Wittelsbacher befindet sich auch das Grab von Kaiser Ludwig dem Bayer (1282-1347)
Öffnungszeiten Dom:
täglich von 7:00 - 19:00 Uhr
Do bis 20:30 Uhr, Fr bis 18:00 Uhr
Domführungen:
1. Mai bis 29. September
So, Di, Do um 14:00 Uhr, Dauer ca. 60 Minuten
Turmbesichtigung:
1. April bis 31. Oktober
Mo-Sa 10:00-17:00 Uhr
So weit die „offizielle Aussage der Web-Site „muenchen.de“ .
Was sich jedoch hinter der sehr nüchtern wirkenden Faktenaufzählung verbirgt, ist sehr viel mehr Emotion und Staunen.
Ich überlasse es halt einmal dem Betrachter zu urteilen, ob die Frauenkirche nicht ein paar mehr Worte vertragen hätte. Auf den einschlägigen Seiten von „WIKI“ und Co. Gibt es sehr viel mehr Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenkirche

Ziemlich gehetzt kam ich mir schon vor, als wir nach 45 Minuten schon wieder gingen. Der Marienplatz war nur ein Katzensprung entfernt und der Grund für den Menschenauflauf vor dem Rathaus war nicht sofort zu erkennen.

Ich bediene mich nochmals der knappen Beschreibung von www.muenchen.de :
Neugotischer Prachtbau der Jahrhundertwende, erbaut nach flandrischem Vorbild. Sehenswert und weltberühmt ist das Glockenspiel im Turmerker.

Es findet dreimal täglich um 11 Uhr, 12 Uhr und 17 Uhr statt (von November bis Februar entfällt der 17 Uhr - Termin). Einen schönen Blick auf München hat man vom 85 Meter hohen Rathausturm. Hoch auf dem Turm wacht übrigens das Münchner Kindl - ein kleiner Mönch, der an die Gründungszeit Münchens erinnert.



Baugeschichte: Das sprunghafte Anwachsen der Münchner Bevölkerung im 19. Jahrhundert und die dadurch bedingte Vergrößerung der Stadtverwaltung machten um 1865 den Bau eines neuen Rathauses nötig.

Nach langem Ringen entschied man sich für den neugotischen Entwurf des erst 25-jährigen Grazer Architekturstudenten Georg Hauberisser.
Die Bauarbeiten begannen im Juni 1867. Da das Neue Rathaus das bürgerschaftliche Selbstbewusstsein Münchens repräsentieren sollte, wurden fast ausschließlich einheimische Handwerker und Künstler für Bau und Ausstattung herangezogen. Zwar konnten einzelne Geschäftsstellen schon ab 1874 ihre Büros beziehen, doch dauerte die endgültige Fertigstellung des Neubaus - bedingt vor allem durch die aufwändige Ausstattung der Sitzungssäle für den Magistrat bzw. das Gemeindekollegium - bis 1881.
Das Neue Rathaus erwies sich schon bald als zu klein, so dass Erweiterungsbauten an der Diener-, Landschaft- und Weinstraße sowie am Marienplatz notwendig wurden. Der Gesamtkomplex entstand zwischen 1867 und 1909 in insgesamt drei Bauabschnitten.

Turmbesteigung:
Nov - Apr: Mo - Fr 10-17 Uhr; Sa, So und Feiertag geschlossen
Mai - Oktober: Mo -Fr 10-19 Uhr; Sa, So, Fei 10-19 Uhr
Glockenspiel:
2. Nov - Ende Februar um 11 und 12 Uhr
1. März - 31. Okt. um 11, 12 und 17 Uhr

Auch in der Touristenwirksamen Darbietung des Glockenspiels konnte der Auflauf nicht so recht erklärt werden. Das hatte noch fast Stunden Zeit! Sollten wir in Sachen Fußball vielleicht etwas verpasst haben? ? Tabellenplatz 8! Auch das schied als Grund aus. Es war vielmehr das Rathaus selbst.

Wir buddelten uns den Weg durch das Getümmel weiter

– Richtung Viktualienmarkt. Schon oft in München, aber da war ich noch niemals zuvor.

Zumindest nicht, wenn er geöffnet hatte. Fast schon eine eigene Welt was sich hier tut.


Besonders viel mir auf, dass sich neben den Horden von Asiaten und Preissn auch offenbar Einheimische unter die Besucher gemischt hatten, um Ihre Wochenendeinkäufe zu tätigen.


Vom Bodenseeobst bis zur Drachenfrucht.

Von Bismarckheringen bis zur Tee- und Kräutermischung. An jedem der Stände gab es viel zu entdecken. Die Geruchsnerven waren bis zum Äußersten gespannt.


Das animiert gewaltig. Eine selbst auferlegte Kaufbeschränkung wäre hier ganz sinnvoll.

Wir wollten gerade den Markt verlassen, als uns der Allgegenwärtige persönlich erschien.

Die Omnipräsenz des Herrn Schuhbeck ist hinlänglich bekannt. Auch bei seinem Ausflug auf den Viktualienmarkt war er von einem Kamerateam umringt. Man gönnt sich ja sonst nix. Nur ein paar Schritte weiter und er verschwand in einer seiner Lokalitäten, von denen es in München genügend gibt. Bis in die Niederungen einer Bagetteria hat er es geschafft.

Aber wir wollten ja noch einen Platz für das Abendessen herausdeuten. Als ordentlicher und braver Tourist führte uns der Weg dann auch erst einmal ins Hofbräuhaus.

Die Frage nach Alois ließ nicht besonders lange auf sich warten. Und noch bevor wir die Treppen erklimmen konnten, gab es einen heftigen Windstoß. Die Eingangstür oben – zum Lokal – flog auf und knallte auch gleich wieder zu.
Aloisius war offenbar noch immer aktiv……

Nein, da wollten wir dann doch nicht stören. Unsere abendliche Brotzeit bestellten wir dann auch beim Haxenbauer. „So gegen Neune? Is scho recht!“

Also das hätten wir. Zurück zum Marienplatz, wo das Glockenspiel bald anfangen würde. Das Publikum hüpfte sich teilweise schon die Beine und Füße warm. Kalt war es geworden. Die Sonne lag nur noch auf den Dächern der hohen, großen Gebäude. Eine wunderschöne Stimmung machte sich breit.


Das Ende wollten wir dann aber doch nicht abwarten. So zogen wir unseres Weges weiter Richtung Hotel und nach der als dringend eingestuften Dusche auch etwas Fuß- und Augenpflege auf der Plan stand.

Mit leichter Verspätung machten wir uns wieder auf den Weg. Die Haxe ruft.

Eine sehr urige Kneipe. Den reservierten Platz fanden wir nicht im großen, saalähnlichen Gastbereich, sondern in einer kleineren Nebenstube. Zünftig gings zu. Mit am Tisch zwei stämmige „Marktweiber“, die Ihren Ehrgeiz daran setzten, die Tageskasse zu verkonsumieren. Schweinshaxe und Kalbshaxe waren wie man sie erwartete. Das Tischgespräch etwas einseitig. Deftige Worte und kräftige Schlucke des guten Bieres machten die Kommunikation etwas schwierig. Als wir nach dem Anstoßen zum „Du“ aufgefordert wurden, fiel mir ein, dass da ja noch die Absacker im Augustiner auf uns warteten.

Aufbruch und Rückzug.

Morgen ist ein anderer Tag und da wartet das „DEUTSCHE MUSEUM“ auf uns. Pack mer´s, Buam.

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